Die ersten Herausforderungen auf dem Weg aus Ludwigshafen

Die größte Frage für uns Radfahrer in der Stadt: Was kann wohl nerviger sein als ein plötzlicher Regenguss oder eine leere Akku-Anzeige? Tatsächlich, meine persönliche Sorge ist eine ganz andere: Die Straßenbahnschienen! Der Gedanke, dass das Rad dort stecken bleiben könnte, schwirrt mir ständig im Kopf herum. Und so male ich mir aus, wie wir festklemmen, die Straßenbahn abrupt bremsen muss und wir mitten im Straßenverkehr festsitzen… Ein absoluter Albtraum! Um genau das zu vermeiden, lenke ich unser Fun2Go Paralleltandem ein wenig nach links, mitten auf die Straße. Ein kurzes Stück noch – etwa 250 Meter – dann kann ich abbiegen.

Doch dann – „Tuut Tuut!“ Ein lautes Hupen ertönt direkt hinter uns. Es ist kein Krankenwagen, kein Notfallfahrzeug, sondern ein Mercedesfahrer, der offenbar keine Geduld für langsame Verkehrsteilnehmer hat. Mein freundliches Handzeichen zur Geduld wird mit einem erneuten „Tuut Tuut!“ beantwortet. Als wir schließlich rechts ranfahren können, gebe ich ihm mit einem weiteren Handzeichen zu verstehen, dass ich gern ein freundliches Wort auf Augenhöhe wechseln würde. Doch ohne ein weiteres Zögern beschleunigt er und rauscht an uns vorbei.

Wir lassen Ludwigshafen hinter uns, und die ruhigeren, grünen Radwege durch die Natur bringen uns schnell wieder in eine entspannte Stimmung. Vielleicht musste er ja dringend zum Zahnarzt, denken wir schmunzelnd, und lassen das kleine Ärgernis hinter uns.

Eine Lektion in Bremsenpflege

Endlich - Der linke Bremshebel für die Scheibenbremse reagiert auf Druck: So springt eine starke Hand das Fun2Go zum Stehen. Ein kurzer Schreckmoment, doch glücklicherweise ist alles gut gegangen. Mir geht durch den Kopf: Zum Glück hat das keiner gemerkt, zum Glück ist nichts passiert. Die Felgenbremse hat die Hauptarbeit geleistet. Komisch, lange hat der Bremsdruck nicht gehalten von Bremen bis in die Pfalz. 

Doch im Nachhinein kommt mir der Gedanke: „Mensch, Stefan, du denkst an alles – von der Zahnbürste über die Landkarte bis zur Wasserflasche – aber die Wartung der Bremsen geht unter?“ Es ist ein Fehler, aus dem ich lernen werde. Ab sofort gehören Ersatzbremsklötze für die Felgenbremse und ein komplettes Ersatzkit für die Scheibenbremse auf unsere Packliste – so unverzichtbar wie der tägliche Kaffee und der Kuss für meine Frau.

„Bravo, Stefan!“, sagt Regina, meine Frau, stolz. „Ich bin beeindruckt, dass du zu deinen Fehlern stehst und selbst in deinem Alter immer noch lernbereit bist.“

Dieser Moment zeigt uns, dass jede Fahrt mit dem Fahrrad nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine stetige Lektion ist. Egal, wie viele Kilometer wir zurücklegen – was wir dabei über Technik, Natur und uns selbst lernen, ist unbezahlbar. Und so rollen wir weiter, von einem Abenteuer ins nächste, auf unserem Weg in die Bretagne.